Häufige Fehler bei der Immobilien- und Baufinanzierung
Es gilt ehrlich mit sich selbst zu sein. Das bedeutet die eigene finanzielle Situation objektiv zu betrachten und nichts zu beschönigen. Das bezieht sich auch auf den Objektzustand mögliche Veränderungen hinsichtlich der eigenen Erwerbssituation. Mögliche Risiken in der Zukunft müssen bestmöglich abgesichert werden.
Um Fehler bei der Immobilienfinanzierung zu vermeiden sollten zukünftige Eigenheim-Besitzer die folgenden Punkte berücksichtigen.
Um die mögliche Finanzierungsrate zu ermitteln, sollte vor dem Immobilienkauf eine saubere Gegenüberstellung der Haushalts-Einnahmen und Ausgaben erfolgen. Diese muss sowohl jährliche und monatliche Fixkosten, sowie all alle variablen Ausgaben enthalten. Nicht zu vernachlässigen sind unregelmäßig anfallende Kosten, bspw. für Autoreparaturen, die HU/AU, den Urlaub und bestehende Versicherungen. Sollten bereits Kreditverpflichtungen bestehen, sind auch diese zu erfassen.
Es ist zu empfehlen die Kontoauszüge der letzten 12 Monate zu prüfen. Spätestens jetzt raten wir ein Haushaltsbuch zu führen, das gibt Planungssicherheit. Natürlich darf auch das vorhandene Eigenkapital nicht überschätzt werden. Stehen weitere Ausgaben an oder ist ein größerer Urlaub geplant? Haben Sie eine Rücklage eingeplant? Seien Sie ehrlich zu sich und kalkulieren Sie nicht zu knapp. Das Ergebnis ist Ihre langfristig tragbare maximale Finanzierungsrate, welches Ihren Lebensstandard berücksichtigen und Freiräume lassen muss. Nie vergessen: Die Rate muss i.d.R. über Jahrzehnte getragen werden.
Haben Sie an alle Nebenkosten im Blick? Wer ein Grundstück oder ein Haus kauft, zahlt nicht nur den vertraglich vereinbarten Kaufpreis. Die Kaufnebenkosten bei Immobilien liegen je nach Bundesland bei etwa acht bis zwölf Prozent. Diese beinhalten die Kosten für Notar (knapp ein Prozent der Kaufpreissumme (mit zusätzlicher Grundschuld bis zu 1,2 %)), Grundbucheintragung (etwa 0,3 bis 0,5 Prozent des Kaufpreises) und Grunderwerbssteuer (je nach Bundesland zwischen 3,5 und 6,5 Prozent der Kaufsumme).
Ist noch ein Makler im Spiel kommt die vereinbarte Provision (je nach Bundesland drei bis sechs Prozent der Kaufpreissumme plus Mehrwertsteuer) noch dazu. Das sind brutto umgerechnet 3,57 bis 7,14 Prozent on top. Fällig werden die Nebenkosten nur wenige Tage nach Vertragsschluss beim Notar.
Oft werden die Renovierungskosten der alten Wohnung nicht berücksichtigt, womit wir den 3. Punkt ins Auge fassen sollten.
Laufen Baukosten oder Renovierungskosten aus dem Ruder, kann dies die Darlehenshöhe der Baufinanzierung maßgeblich negativ beeinflussen. Auch gilt zu beachten – schlüsselfertig ist nicht automatisch bezugsfertig! Bauherren sollten gewissenhaft planen und die Planung und Kalkulation auch durch einen Fachmann überprüfen lassen. Dabei sollte man sich nicht nur auf allgemeine Musterlisten und „Erfahrungswerte“ verlassen. Die Kostenplanung ist zwingend auf das eigene Bauvorhaben abzustimmen. Im besten Fall liegt bei einem Neubau eine Baukosten-Berechnung nach DIN 276 vor.
Auch während der Renovierung oder dem Bau ist es notwendig nicht nur den Fortschritt, sondern auch die Baukosten im Auge zu behalten um bei Bedarf eingreifen zu können. Falsche oder unvollständige Baukosten-Kalkulationen können im schlimmsten Fall das gesamte Bauvorhaben gefährden oder teure Nachfinanzierungen erforderlich machen.
Oft werden kleinere Kostenfaktoren vergessen. Das sind bspw. Gebühren für Baugenehmigungen und Anträge oder Versicherungsbeiträge. Überprüfen Sie auch, ob Sie Kosten für die Außenanlage berücksichtigt haben, vom Carport und dem Hauseingang bis zum Garten.
Eine auf den Euro genaue Kostenplanung ist nur dann möglich, wenn keine nachträglichen Änderungen Mehrausgaben verursachen. Die Erfahrung zeigt aber, dass oft schon höhere Kosten bei kleinen Änderungen entstehen (andere Fliesen, Wandfarbe, Bodenbelag, etc.). Wir empfehlen daher einen Puffer von mindesten 5-10% der Gesamtbaukosten als Reserve einzukalkulieren. Als Faustregel gilt – je detaillierter die Planung und Kontrolle, desto geringer die Abweichung.
Trotzdem bergen Eigenleistungen folgenschwere Risiken. Fehlendes handwerkliches Können und ein zu optimistisch kalkuliertes Zeitbudget kann oft zu Baumängeln und Verzögerungen führen. Das Ergebnis sind oft ungeplante Mehrkosten und Verzögerungen im Bauablauf. Obendrein übernimmt der Bauherr für sämtliche Arbeiten, die er selbst durchführt auch die Haftung. Wichtig ist, dass bei der Eigenleistung keine Gewährleistungsansprüche aus anderen Gewerken aufgehoben werden. Fehler bei der Ausführung können auf Dauer teurer sein als direkt einen Handwerker zu beauftragen. Nicht fachkundig ausgeführte Eigenleistungen können finanzielle Risiken birgen, die sich aus professioneller Nacharbeit ergeben.
Auch ist zu bedenken: Eigenleistungen sparen nur Lohnkosten, die Anschaffungskosten von Baumaterial sind gleich oder im schlimmsten Fall teurer, da keine Großabnehmer-Rabatte ausgehandelt werden können. Es gilt Zeit und Geld richtig zu kalkulieren. Was sind die Lohnkosten, was hoch sind die Materialkosten und entspricht die Gutschrift oder der Nachlass für die Eigenleistungen auch dem tatsächlichen Wert der Bauleistung oder ist dieser wesentlich niedriger? Hier ist im Einzelfall zu prüfen, ob die Gutschrift angemessen ist und ob sich die Eigenleistung finanziell wirklich lohnt.
Zeit ist Geld, aber man muss eventuelle Arbeitsstunden auch erbringen. 1000 Arbeitsstunden Eigenleistungen bedeuten bei einem Jahr Bauzeit, dass wöchentlich durchschnittlich 25 Stunden zu leisten sind. Steht nur das Wochenende oder der Urlaub zur Verfügung, kann schnell Verzug eintreten, auch kann durch Krankheit ein Arbeitsausfall entstehen.
Empfehlenswert Gewerke für die „Muskelhypothek“ sind Gewerke die einen hohen Lohnanteil und wenige Materialkosten enthalten. Klassische Arbeiten sind beispielsweise Maler- oder Tapezierarbeiten, das Verlegen von Bodenbelägen oder Arbeiten an den Außenanlagen.
Natürlich gibt es keinen Garant für steigende oder fallende Zinsen, der Effekt der Planungssicherheit bleibt davon unberührt. Sollten die Zinsen tiefer sinken besteht in cleveren Finanzierungskonzepten die Möglichkeit der jährlichen Sondertilgung oder einer vorzeitigen Vertragsauflösung gegen Zahlung einer Vorfälligkeitsentschädigung. Eine Option, welche bei drastischen Zinssenkungen während der Laufzeit Chancen bieten kann. Ideal ist, sich günstige Zinsen möglichst lange zu sichern und sich gleichzeitig das richtige Maß an Flexibilität zu erhalten.
Vor allem am Anfang der Finanzierung, wenn die Schulden am höchsten sind lohnt sich ein schnelle Tilgung, weil jede zusätzliche Tilgung die Finanzierungsdauer maßgeblich verkürzt.